Hochbegabung

Allgemeines

Hochbegabung ist ein Begriff, der in unserer Gesellschaft mit schulischem oder beruflichen Erfolg gleich gesetzt wird.Automatisch denken wir an eine Elite: Schüler, die Klassen überspringen oder berufliche Überflieger. Doch dem ist nicht so. Hochbegabte Kinder oder Erwachsene weisen Persönlichkeitsmerkmale auf, die in unserer Gesellschaft nicht die Beachtung finden, die sie verdient hätten und würden sich selbst niemals als hochbegabt bezeichnen.

     

 

Erklärung des Begriffs

Als hochbegabt gelten Kinder und Erwachsenen, deren IQ-Wert über 130 liegt. Als Grund, warum gerade dieser Wert gewählt wurde, erklärt Dr. Tanja Baudson in der Vereinszeitschrift des Hochbegabtenvereins Mensa e. V.: „Das gängige 130er-Kriterium ergibt sich somit rein statistisch: Zwei Standardabweichungen über dem Mittelwert gelten als hinreichend überdurchschnittlich, sodass man von Hochbegabung sprechen kann.“ (MinD Magazin 87, April 2012).

 

Diese Erklärung zeigt uns, dass die 130 rein statistisch gewählt wurden, aber die für eine Hochbegabung typischen Persönlichkeitsmerkmale schon früher anfangen. Personen, die den IQ-Wert von 130 nicht erreichen, sind oft enttäuscht und stellen eine hohe Begabung in Frage. Um es diesen Menschen zu erleichtern an sich und ihre Begabung zu glauben, gehe ich auf den Begriff Begabung näher ein.

 

Begabung leitet sich vom englischen Wort „gift“ (Geschenk) her und steht damit für eine Fähigkeit, die man bei seiner Geburt bekommen hat. Eine Begabung ist angeboren und jeder Mensch besitzt Begabungen in verschiedensten Bereichen. Das sehen und erkennen wir an Künstlern, wie bekannten Sängern, Schriftstellern oder Sportlern. Alle diese Begabungen sind sichtbar und werden gefördert.

 

Doch es gibt auch Menschen, die ihre Begabungen im Denken, in einer schnellen Auffassungsgabe oder in einer großen Empathiefähigkeit haben. Diese Begabungen fallen nicht so leicht auf und werden in unserer Gesellschaft nicht sichtbar. Deshalb würden sich diese Menschen nie als hochbegabt bezeichnen, sondern haben sehr oft das Gefühl, anders zu sein und nicht verstanden zu werden, dazu fühlen sie sich in ihrem Alltags- oder Arbeitsleben wenig gefordert und haben oft ein Leben lang das Gefühl ihr volles Potential nicht ausschöpfen zu können.

 

Wenn sie sich doch dazu entscheiden einen IQ-Test zu machen und einen Wert unter 130 erreichen, sehen sie es als Bestätigung an, dass sie nicht hochbegabt sind und zweifeln an sich.

 

Doch das ist nicht richtig. Es ist wichtig zu wissen, dass die Persönlichkeitsmerkmale einer Hochbegabung schon früher anfangen, etwa ab einem IQ-Wert von 110.

 

 

     Persönlichkeitsmerkmale hochbegabter Menschen:

  • Gefühl des „Anderssein“
  • Hohes Denk- und Sprechtempo und vielleicht auch assoziatives Denken, das sprunghaft wirkt und dem andere oft nicht folgen können
  •  Sehr gutes sprachliches Ausdrucksvermögen, großer Wortschatz und sehr „gewählte“ Ausdrucksweise
  • Große Abstraktionsfähigkeit und gutes logisches Denkvermögen
  •  Ausgiebiges Reflektieren
  • Freude an kontroversen Diskussionen, kritisches Hinterfragen von Meinungen und die Fähigkeit zum
  •  Perspektivenwechsel
  • Freiwillige Beschäftigung mit anspruchsvollen Themen
  •  Individualismus und Nonkonformismus, ungewöhnliche Standpunkte und Anschauungen
  •  Sinn für Ironie und Humor
  •  Kreative oder künstlerische Fähigkeiten
  •  Ausgeprägtes Gerechtigkeitsempfinden
  • Erhöhte emotionale Sensibilität
  • Ungeduld, Langeweile und Konzentrationsmängel bei monotonen Aufgaben
  • Überhöhte Selbstansprüche, Selbstzweifel, Selbstkritik, Perfektionismus
  •  Besondere Sinneswahrnehmungen (oft Empfindlichkeit gegenüber Licht, Lärm, Geruch, Berührungen…..


    Quelle:

     Reichardt, Eliane: Hochbegabt? Potenziale erkennen und fördern. München: Irisiana 2018

     

    Schwiebert, Andrea: Kluge Köpfe, krumme Wege? Wie Hochbegabte den passenden Berufsweg finden. Paderborn: Junfermann Verlag 2015

     

    Brackmann, Andrea: Jenseits der Norm – hochbegabt und hoch sensibel? Die seelischen und sozialen Aspekte der Hochbegabung bei Kindern und Erwachsenen. Stuttgart: Klett-Cotta 2005